Interview

Das Interview mit Loil Neidhöfer erschien erstmals 1994 im SkanReader 2/94. Die Fragen stellten Beate Falt und Michaela Simon.

Loil, kann man sich in der Körpertherapie heute, fast 40 Jahre nach Wilhelm Reich, noch so stark auf Reich beziehen, wie das bei Skan geschieht?

Galilei ist auch schon ein paar hundert Jahre tot, und die Erde dreht sich immer noch um die Sonne…

Es hat aber doch im Bereich der Körperarbeit in den letzten Jahrzehnten so eine rasante Entwicklung gegeben: die verschiedensten Systeme aus allen Teilen und Traditionen der Welt sind bekannt geworden und haben sich als wirksam erwiesen. Ist nicht die Integration dieser vielen Ansätze die vordringliche Aufgabe? Und ist der fast ausschließliche Verweis auf den guten alten Wilhelm Reich da nicht schon ein bisschen weltfremd?

Wir behaupten ja nicht, dass unsere Arbeit, die in der Tat sehr stark auf Wilhelm Reich zurückgeht, die objektiv einzig seligmachende Form der Körperarbeit ist. Mir persönlich ist die Reichsche Körperarbeit mehr oder weniger zufällig über den Weg gekommen. Sie hat bei mir funktioniert, sie hat bei vielen meiner Klienten und Freunde funktioniert: sie ist für mich immer wieder neu, herausfordernd und wahr. Warum sollte ich sie aufgeben? Ich werde darauf schwören, bis ich was Besseres kennenlerne… Wie überall ist es auch in der Körperarbeit sinnvoller, dass man erstmal eine Methode sehr, sehr gründlich lernt und beherrscht, bevor man an Integration denkt.

Kann man denn heute überhaupt noch von der Reichschen Körperarbeit sprechen? Soviele Schulen und Richtungen berufen sich auf Reich – und alle machen was Anderes.

Das stimmt allerdings. Reich würde im Grabe rotieren, wenn er sehen könnte, was heute alles unter seinem Namen veranstaltet wird. Jeder pickt sich aus Reichs Arbeit das raus, was ihm  gerade in den Kram passt, rührt es in die Pfanne, spuckt noch mal kräftig rein, und fertig ist die Weiterentwicklung des Reichschen Werkes.

Nur Skan hat den Überblick und hält die wahre Lehre in Ehren?

Ich weiß nicht, was die wahre Lehre ist. Reich war ein solcher Gigant, daß ich mir nicht anmaßen  will,  sein  weites  Arbeitsfeld überblicken zu wollen.

Aber wenn man deine Bücher und Artikel liest und auch  entsprechende Äußerungen deines Lehrers Al Bauman, dann kann man schon den  Eindruck  bekommen,  dass  hier ein kleiner elitärer Zirkel ein exklusives Reich-Verständnis  für sich beansprucht.

Mein Reich-Verständnis beschränkt sich vor allem auf den Teil seiner Arbeit, mit dem ich ganz persönlich seit Jahren Tag für Tag zu tun habe: der direkten,  panzerlösenden Arbeit am Körper, der  „Vegetotherapie“, wie Reich es nannte. Ich  verstehe nichts von  Cloudbustern, von Bionen  und Ähnlichem und habe, glaube ich, zum letzten Mal vor dreißig Jahren auf dem Gymnasium in ein Mikroskop geguckt. Aber ich habe gelernt, wie man unsere verknoteten Körper durchlässiger machen kann, so wie Reich das in genial-einfacher Weise vorgemacht hat… Wir reklamieren kein exklusives Reich- Verständnis, das ist Quatsch. Und wir sind auch weit davon entfernt, Reich zu idealisieren. Aber man muß auch klar sehen: Reich hat eine einfache Therapie entwickelt,  die  funktioniert, die nicht nur unsere Neurosen heilt, die uns sogar – wenn man soweit gehen will – in Dimensionen des Erlebens, Fühlens und Handelns weiterführt, die weit jenseits der Welt unserer sozialen Konventionen liegen. Wenn Körperarbeit so weit gehen kann, sind wir nicht mehr nur reparierte Egos, sondern haben wieder gelernt, wirklich zu lieben, zu begegnen, ekstatisch zu sein. Diese großartige Möglichkeit, die wir Reich verdanken, droht verloren zu gehen.. Das kann einen dann schon deprimieren, zu sehen, wie die Grundlagen der Reichschen Körperarbeit nach und nach verwässert werden. Wie heute kaum noch jemand weiß, was Strömen ist, was Panzerung wirklich ist, was Genitalität ist, was emotionale Pest ist, vegetative Identifikation oder organismische Selbstregulation. Oder wie der Entpanzerungsprozeß verläuft, wie man sich durch die Segmente hindurcharbeitet. Und wenn man

dann immer wieder sieht, wer sich alles anmaßt, zu behaupten, man hätte Reich hinter sich gelassen, oder „integriert“ oder weiterentwickelt oder was man heute alles so sagt, dann ist das schon zum Haareraufen. Ich werde jedenfalls nicht müde werden, mich für diese kostbare Arbeit einzusetzen, egal, wer mich dafür elitär oder sonstwas schimpft.

Du hast eben gesagt, Reich hätte eine einfache, funktionierende Therapie entwickelt. Was ist so einfach daran?

Das Einfache in der Vegetotherapie besteht darin, daß man energe- tisch arbeitet. Reich hat den Vergleich mit einem Flußbett gebraucht: dass das Flussbett der natürlichen Körperenergien wieder seinen natürlichen Verlauf nehmen kann, dass man Überschwemmungen und Austrocknungen oder Verstopfungen und Uferlosigkeiten beseitigt… Daß man über die Arbeit mit Atmung, Berührung, Ausdruck und Bewegung wieder einen kräftig pulsierenden gerichteten Energiestrom im Körper herstellt. Das ist bioenergetische Basisarbeit. Auf dieser Basis können dann tausend Blumen blühen.

Und was ist das Einfache daran?

Einfach ist die Arbeit zunächst im Vergleich zu den komplizierten und meistens fruchtlosen Manövern der Psychoanalyse und der Psychotherapie, aus der heraus Reich diese Arbeit entwickelt  hat…  Einfach  ist  sie  aber  vor  allem in einer fundamental  zwischenmenschlichen  Weise:  wir arbeiten mit so grundlegenden, aber schwierig gewordenen Dingen wie Atmen, Sich-Anschauen, Sich-Berühren, Sich- Halten, Sich-Ausdrücken. Wir kommen durch diese Arbeit wieder zu unseren Sinnen. Wir kommen wieder nach Hause. Wir werden wieder zu einem Teil der lebendigen Welt, statt eine abgespaltene Grübelmaschine zu sein.

Ist das auch deine persönliche Erfahrung?

Ja. Bevor ich damals zu Michael Smith in Therapie ging, war ich ein typischer schizoider Charakter. Äußere Merkmale davon sind immer noch da und werden nie verschwinden. Aber mein Erleben hat so eine riesige Bereicherung erfahren; ich bin so tief in den Körper gekommen, wie ich das nie erhofft hätte.

Wie meinst du das genau: tiefer in den Körper kommen?

Tiefer in den Körper kommen… Schwierig, das zu beantworten, ohne plakativ zu werden. Michael Smith hat immer gesagt: man fängt an, mit dem Arschloch zu lachen, wenn man tiefer kommt… Man erlebt dann eine ganz ursprüngliche, unschuldige Lebensfreude mit jedem Atemzug. Man freut sich einfach, daß man lebt. Dass die Atmung jedesmal ins Becken hinabsinkt und von dort wieder hoch-steigt… Dass man fühlt: man ist tatsächlich ein ganzes, pulsierendes Stück Leben, mit einem Kopf obendrauf, einem Herz und einem Bauch in der Mitte und einem Schwanz untendran. Verstehst du das?

Ich glaube, ja… Eine ziemlich grobe Einteilung, wie mir scheint… und zu geschlechtsspezifisch… (Lachen) Irgendwie kriegen wir keine Linie in dieses Gespräch.

Ist mir recht.

Also… Ich möchte nochmal auf eine Frage zurückkommen, die du eben mit dem Hinweis auf Galilei elegant weggebügelt, aber noch nicht beantwortet hast: die Frage nach der Zeitgemäßheit der Reichschen Körpertherapie. Ich mach  nochmal  einen  Anlauf: In den knapp 40 Jahren nach Reichs Tod ist die Welt eng zusammengerückt. Das hat für unseren Bereich zum Beispiel zur Folge, dass man in jeder Kleinstadt einen Shiatsu-Kurs machen kann, dass jeder weiß, was Qi-Gong ist, dass man Prabto-Arbeit machen kann, Polaritäts-Therapie, Hatha-Yoga, Reiki, Tai-Chi, ganz zu schweigen von Bioenergetik, Biodynamik, Biosynthese, Rolfing… All das funktioniert doch, wenn es gut gemacht wird. Wo ist der Platz der Reichianischen Körpertherapie in diesem Durcheinander?

Das ist doch ein Scheinproblem. Man kann sich von Knäckebrot ernähren, von Linsensuppe und Marzipantörtchen. Alles funktioniert irgendwie, mehr oder weniger. Aber es ist nicht völlig egal, was man isst. Es gibt ein paar Grundelemente, die auf Dauer nicht fehlen dürfen… Bezogen auf die Reichsche Körperarbeit: man muss eine Unterscheidung treffen zwischen einigen Grundprinzipien, die nach wie vor gültig sind, wahrscheinlich universell gültig sind, und den unzähligen technisch-handwerklichen Methoden und Verfahren, die wir anwenden, neu erfinden oder auch anderswoher übernehmen. Ich glaube zum Beispiel, dass Reich sich gefreut hätte, die craniosacrale Arbeit kennenzulernen, weil sie eine tiefgehende Entpanzerung im oberen Segment bewirken kann. Oder viele an- dere Möglichkeiten, die wir inzwischen zur Verfügung haben und die damals nicht bekannt waren. Dennoch bleibt der Rahmen der Reichschen Arbeit, bleiben Reichs Grundprinzipien gültig.

Was sind denn diese Grundprinzipien?

Grundlagen unserer Arbeit sind zum Beispiel nach wie vor Reichs Entdeckung der Orgon-Energie und vor allem seine Konzepte „Strömen“ und „Panzerung“. Das sind genial-einfache und gleichzeitig sehr umfassende, differenzierte begriffliche Instrumentarien, die uns in der Arbeit enorm helfen. Und ohne ein fundiertes, auf persönlicher Erfahrung basierendes Verständnis von „Strömen“ und „Panzerung“ kann man diese Arbeit nicht machen.

„Panzerung“ zum Beispiel, das merkt man in der Arbeit sehr bald, ist sehr viel mehr als diese oder jene Kontraktion, mehr als dies bißchen Wut, Eifersucht oder Mordlust. Panzerung ist das gesamte System lebensunterdrückender Lieblosigkeit und Vermeidung, das wir alle bis tief in unsere Zellstruktur hinein von kleinstauf, vermutlich noch früher in uns errichtet haben.

Ist das jetzt nicht aber eine sehr allgemeine Aussage? Ich sehe den Bezug zur Praxis nicht mehr.

Augenblick mal. Zunächst mal muß man  wissen, womit man es zu tun hat. Man muß als Therapeut wissen, wie umfassend

„Panzerung“ ist. Daß man es mit einem destruktiven, mächtigen, gerissenen, fintenreichen Gegner zu tun hat, der niemals aufgibt und höchstens Scheinkompromisse eingeht. Panzerung hat immer gravierende, selbstschädigende, degenerierende Auswirkungen. Panzerung bedeutet immer eine Art Kriegssituation im Organismus. Das muss man wissen. Man muss von Anfang an einen realistischen Blick haben. Man  hat  es  mit  zählebigen,  im wörtlichen Sinne  eingefleischten  Charakterstrukturen  zu tun, die sich sehr kreativ gegen die kleinste Veränderung sträuben. Das muss man wissen als Therapeut, sonst gibt man sich leicht großen Illusionen hin, was den Veränderungsprozeß betrifft, ist schnell enttäuscht, verliert das Interesse oder bürdet dem Klienten seine eigenen unrealistischen Erwartungen auf… Man muss zunächst mal wissen dass man es mit einer Festung zu tun hat und nicht mit einem Vorhängeschloss – um mal diesen Vergleich zu wählen. Danach richtet sich die Einstellung zur konkreten Arbeit, die generelle Vorgehensweise aus.

Das klingt nun wiederum in  meinen  Ohren  desillusionierend, ja, entmutigend. Wie kann Körpertherapie erfolgreich sein,  wenn „Panzerung“ so eine kaum einnehmbare „Festung“ ist, gegen die man Sturm laufen muss? Das heißt dann doch: man muss von Anfang an „schwere Geschütze“ auffahren – um in deiner Terminologie zu ble

Nein, nein, überhaupt nicht. Das ist ja ein altes Vorurteil gegen unsere Arbeit, dass sie rabiat ist, dass gepusht wird, dass Durchbrüche erzwungen werden… all dieser Quatsch. Man kann selbst Festungen auf sehr subtile Art einnehmen. Eine von Michael Smiths Lieblingswendungen war: „Melting the armor.“ Die Arbeit mit den spektakulären grob-motorischen  Aktionen, wie sie durch die Lowensche Bioenergetik bekannt geworden sind, ist meistens – wenn überhaupt – nur  dann  sinnvoll,  wenn die Ladung in der äußeren Muskulatur festsitzt.  Panzerung  finden wir aber auch im Bindegewebe, in den Organen, den Gelenken, an der Schädelbasis, im Gehirn und Nervensystem – praktisch überall. Da braucht man ein differenziertes Instrumentarium, das auch sehr subtile Interven-tionsmöglichkeiten enthält. Die „schweren Geschütze“ kommen eigentlich  sehr selten zum Einsatz.

 

Loil Neidhäfer, 1994

Ist denn Panzerung nicht auch ein Schutz, den man den Klienten lassen muss?

Na klar, sicher ist das ein Schutz… Es kann ja nicht darum gehen, Leute durch Körperarbeit schutzlos zu machen. Das wäre besonders in unserer Gesellschaft ja ein komisches Therapieziel…

…und ein unrealistisches dazu, weil da noch so etwas ist, wie der Überlebens-Instinkt, ein in dieser Gesellschaft Bestehen-Wollen…

Ja. Man muss aber auch sehen: wir schützen uns zu Tode. Wir schnü- ren uns ein in ein ängstliches, flachatmiges Leben… Wir schützen vor allem unsere Angst und unsere Langeweile. Das hat man irgend- wann satt – oder man wird zum risikoversicherten Standard-Zombie nach Din-A-sowieso… Also, wenn wir mit der Panzerung arbeiten, dann können und wollen wir niemanden schutzlos machen. Aber wir wollen und können die Flexibilität der Panzerung wiederherstellen. Dass man zumachen kann, wenn es nötig ist…

…bei Karstadt…

….oder in der Deutschen Bank… Und dass man aufmachen kann, wenn man durch den Wald läuft oder wenigstens dann, wenn man mit seinen Freunden oder seiner Liebsten zusammen ist. Darunter leiden doch die meisten von uns, dass wir unsere innersten Bewegungen, unsere Liebe, unsere Begeisterung, unsere Sehnsucht und Leidenschaft, sofern wir sie überhaupt noch wahrnehmen, nicht mehr authentisch zum Ausdruck bringen können.

Ich möchte noch einmal nachfragen: ist dieses Reichsche Konzept „Panzerung“ nur eine Metapher, ein Schlagwort, oder hat es wirklich praktische Bedeutung? Kannst du das noch genauer sagen?

Viele benutzen es heute als Schlagwort, vor allem innerhalb unserer körpertherapeutischen Subkultur. Aber es ist natürlich weit mehr als ein leerer Begriff. „Panzerung“ beschreibt das gesamte System der körperlich lokalisierbaren Selbstkontraktion. Das betrifft grob-materielle Phänomene wie z.B. einen eingerasteten Kiefer, einen kontrahierten Mundringmuskel oder ein totes Becken. Oder tieferliegende Dinge wie z.B. ein verschobenes Organ, einen zusammengestauchten Hirnstamm, der unsere frühesten Traumatisierungen einschließt… Praktische Bedeutung hat vor allem die Struktur der Panzerung, so wie Reich sie entdeckt und beschrieben hat. Und zwar in zweierlei Hinsicht: Einmal die Beschreibung der sieben Segmente und die Möglichkeiten, damit zu arbeiten. Und zweitens die Entdeckung, dass wir es bei der Panzerung mit  einem  Gefüge  von  Schichten zu tun haben, durch die wir uns hindurcharbeiten. Beides ist ungemein hilfreich in der praktischen Arbeit.

Man arbeitet sich durch die Schichten durch, und dann?

Dann ist man wieder zu Hause.

Wie?

Dann ist man wieder zu Hause in seiner eigenen menschlichen Natur.

Dann ist man erleuchtet, oder was?

Natürlich nicht. Erleuchtung ist unsere große Möglichkeit und Perspektive, die wir als Menschen haben. Erleuchtung findet statt, wenn wir unsere Natur transzendieren können. Dazu müssen wir sie uns aber erst mal wieder zu eigen machen. Und darum geht es – soweit ich das sehe – für die allermeisten von uns: wieder wirklich menschlich zu werden, ein atmender, fühlender Teil der lebendigen Welt zu sein, ohne Scham, Schuldgefühle, Ressentiments und mit unserer wiedergewonnenen unschuldigen und leidenschaftlichen Liebe füreinander.

Das sind jetzt aber große Worte, die du in den Mund nimmst…

…und die ich mir nicht verkneifen werde, nur weil mir so ein skep- tischer Charakter gegenübersitzt.

Da muß ich dir recht geben. Ich war skeptisch, immer wieder. Ich hatte viele tolle, beglückende Erlebnisse in meiner Körpertherapie, und ich dachte: jawohl, die Richtung stimmt, es kann nur über den Körper weitergehen… Aber ich hatte auch diese Befürchtung: es sind Ausnahmezustände, fast schon wie Drogenerfahrungen… Man erlebt große Öffnungen, und dann geht alles wieder zu… Erst als ich diese Glückszustände, die ich bis dahin nur „von der Matte“ kannte, in meinem eigenen, „normalen“ Leben immer wieder und immer länger erlebte, ließ diese skeptische Angst nach.

… ja, es sind Ausnahmeerfahrungen, zunächst. Solange wir mit unserer Panzerung identifiziert sind. Solange ist vieles kompliziert, anstrengend, schmerzhaft, trostlos. Die Angst ist dann immer größer als die Sehnsucht. Alles gibt dann Anlass zu Verzagtheit, Befürchtungen, Skepsis. Chronische Skepsis ist nur ein Stück Krampf im Kopf, die Inhalte sind beliebig… Unsere ganze Arbeit zielt auf diesen gewaltigen Perspektivenwechsel ab: nicht mehr mit der Panzerung identifiziert sein, sondern mit dem Strömen. Die Panzerung soweit zu lockern, bis man sich nicht mehr damit identifizieren kann, bis etwas Anderes, Weiteres, Helleres hervorbricht. Und das kann lange dauern, aber es lohnt sich, dranzubleiben.

Das stimmt! „Strömen“ ist auch so ein Begriff aus Reichs Voka- bular, der vielen bei uns spanisch vorkommt. Wenn man innerhalb des psycho-sozialen Systems therapeutisch arbeitet, dann wird nach der Wissenschaftlichkeit der Methode gefragt. Wie soll man der Kassenärztlichen Vereinigung oder einer Krankenkasse klar- machen, daß „Strömen“ das Therapieziel ist?

Wer das schafft, der kriegt den Wilhelm-Reich-Orden verliehen, mit Bändern und Sternen… Der Begriff „Strömen“ klingt im Deutschen zugegebenermaßen komisch und natürlich, alles andere als wissenschaftlich – wissenschaftlich im Sinne westlich-materialistischer Wissenschaftlichkeit. Strömen zielt aber auf eine andere Art Wissenschaftlichkeit: die Wissenschaftlichkeit etwa des Yoga-Systems von Patanjali oder die Wissenschaftlichkeit der taoistischen Energielehre. Gemeint ist eine Wissenschaftlichkeit, die mit persönlicher Erfahrung, Teilhabe und dem Erleben der inneren Bewegungen zu tun hat – und weniger mit „objektiver“ Beobachtung und Subjekt-Objekt- Spaltung.

Dann kann man ja lange warten, bis Körperarbeit nach Wilhelm Reich bei uns anerkanntes therapeutisches Verfahren wird.

Reichsche Körperarbeit wird das Letzte sein, was innerhalb des offiziellen Systems anerkannt wird. Das macht aber nichts, denn die Arbeit findet trotzdem statt. Sie wird ausgeübt von zunehmend vielen, die innerhalb des Gesundheits-Systems etabliert sind – ob nun angestellt oder in privaten Praxen,  und die führen die Arbeit dort quasi subversiv ein… Und sie wird ausgeübt ausserhalb des  Systems  in  der  Grauzone  des  Psycho- und Spiri-Marktes, wo sich zwar viele  bizarre  Gestalten tummeln, aber eben auch die paar herausragenden Leute, bei denen man wirklich was lernen kann…  Paradoxerweise sind viele offiziell Etablierte, also z.B. junge Ärzte und Psychologen, in Ausbildung bei solchen, die keine amtliche Heilerlaubnis haben.

Nochmal zurück zum „Strömen“: soweit ich weiß, verstand Reich darunter das freie Fließen der Energie  im  Körper,  nachdem  die Blockaden aufgelöst sind. In welchem Umfang ist das denn überhaupt ein realistisches Therapieziel? Wie frei kann man

werden durch Körpertherapie?

Den Begriff „Strömen“ leitete Reich unmittelbar aus dem Körperge- fühl ab, das sich einstellt, wenn ein Teil des kontrahierten Systems sich entspannt und die Lebenskraft dort wieder hineinfließen kann: man spürt dann zunächst dies typische, bewegte Prickeln und Krib- beln – eben das Strömen, oder eine Erscheinungsform davon… Damit ist aber nicht alles gesagt. Man kann  diesen  Vorgang nicht auf seinen quantitativ-mechanischen Aspekt beschränken, etwa so: man kommt mehr und mehr ins Strömen, tiefer und tiefer in den Körper und fühlt sich besser und besser… Das stimmt so natürlich nicht, der Prozeß ist komplexer. Jeder Körpertherapeut weiß, du hast das vorhin angedeutet, dass auf jede Öffnung eine Kontraktion folgt; je größer die Öffnung, desto stärker ziehen wir uns zunächst wieder zusammen…

Oh, ja. Das hat mich oft frustriert am Anfang, bei mir selbst    und bei den Leuten, mit denen ich gearbeitet habe… Gerade in den Gruppen kann man das oft sehen. Jemand hat einen weiten Schritt nach vorn gemacht, hat etwas riskiert in Beziehung zu den anderen… und danach sitzt er erstmal wieder Wochen oder Monate fest, scheinbar enger als vorher. Wie kommt das eigentlich?

Das liegt zum großen Teil daran, dass ein verstärkter Energiefluß im Körper auch an stabileren Festungen zu rütteln vermag. Je gelöster wir im Körper werden, desto mehr kommen wir paradoxerweise auch  mit  freiwerdenden  unangenehmen Dingen in Berührung, zum Beispiel mit  tiefersitzenden  Ängsten, die wir vielleicht lange nicht mehr gespürt haben und die nicht von Pappe sind. Und vor denen viele in der Körperarbeit schon kapituliert haben und auf halbem Wege stehen geblieben sind… Es ist also ein komplexes Hin-und-Her, bei dem man ständig herausgefordert wird, sich von der Fassade der sozialen Persona zu lösen und durch die Schicht der sekundären Emotionen und Charakterhaltungen hindurch wieder  nach  Hause zu kommen.

Sag doch nochmal mehr zu der Herausforderung. Worin genau besteht sie?

Darin, dass unterwegs immer wieder der vollständige authentische  Ausdruck aller  Seiten     und  Aspekte   von einem selbst, denen man begegnet, gefordert wird und notwendig ist für die Veränderung. Also auch die Ekelpaket- und Kotzbrocken-Nummern, die man laufen hat, all die jämmerlichen oder größenwahnsinnigen oder sentimentalen Filme, die man im Programm hat, all das muß aus- gedrückt werden, nicht ausagiert, aber ausgedrückt. Es muß total, mit Leib und Seele, ausgedrückt werden, damit man es hinter sich lassen kann. Das wird unterwegs, in den Gruppen, natürlich oft zu einer grässlichen, sentimentalen Show, aber…

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Stopp, nicht so schnell: Was ist denn der Unterschied zwischen ausagieren und ausdrücken?

Das Ausagieren ist nie der restlose vollständige Ausdruck. Ausagieren ist nicht wirklich riskant; es ist oft eine scheinbar dramatische, aber leichte Übung. Ausagieren steht immer im Dienst der Abwehr der nächsten emotional-energetischen Schicht und verschleiert die Wahrheit… Ausdruck hingegen, vollständiger emotional-körperlicher Ausdruck ist riskant: man zeigt sich da, wo man nicht mehr weiter weiß, keine Kontrolle hat. Vollständiger Ausdruck einer Haltung transzendiert sich sozusagen selbst: man bewegt sich damit weiter in Richtung auf die nächsttiefere Schicht, das nächste Stück Wahrheit. Ausdruck hat mit Authentizität zu tun, Ausagieren mit fake… Wo waren  wir stehengeblieben?

Bei der Show.

…Ja.  Das  Arbeiten  mit  der  zweiten  Schicht  zeigt   bald,   dass man innerhalb seines Charakters in einer Seifenoper lebt. Sobald einem das dämmert, dass man ein egomanischer  Vollidiot   ist,  solange man mit der zweiten Schicht, seinem Charakter, identifiziert ist – sobald einem das dämmert, kann man anfangen, sich davon zu lösen. Ein gewisser Humor stellt sich dann ein. Man kann lachen über sich selbst  und  seinen  act    und  man plumpst  tiefer  in  sich  hinein  und   wird  realistischer  und  wahrhafter  und  auch  wirklich herzlicher und freier im  Umgang  mit  sich  selbst  und anderen… Und das ist, was „Strömen“ eigentlich ausmacht: über  die  Arbeit  mit  dem Körper, über die Lösung der körperlichen Verknotungen den Zugang wiederzufinden zum „biologischen Kern“, wie Reich es nannte, und zu den damit verbundenen Haltungen und Fähigkeiten, die zu unserer menschlichen Grundausstattung gehören. Und das sind so simple Dinge wie Liebe, Hingabe, Klarheit, Entschlossenheit und Zuversicht. Und schließlich so etwas wie echte Religiosität und Demut, die Intuition des Göttlichen und unserer kosmischen Verbundenheit.

* * *

Loil, was ist eigentlich Skan?

Keine Ahnung. Ein four-letter-word. (Lachen) Ich weiß es nicht.

Ich weiß es auch nicht, deshalb frage ich dich, weil du es doch wissen müßtest. Skan ist kein Institut oder sowas, es scheint keine greifbare Struktur zu haben, dennoch existiert es, und zwar sehr kräftig und eindrücklich. Also nochmal: Was ist Skan?

Ich weiß es nicht. Es ist wirklich nur ein Name, ein Wort. Es hat keine Bedeutung. Wir könnten auch Fanta sagen…

Aber irgendwas muß es dir doch bedeuten.

Es bedeutet mir nichts, aber ich assoziiere eine Menge damit: die Freundschaft mit Jürgen, mit Al, Emily, Angela und einigen mehr. Skan ist die Erinnerung an Michael Smith. Skan ist die Arbeit, die Petra und ich zusammen machen. Skan, das sind die vielen tausend sessions, die ich in all den Jahren gemacht habe, die vielen Freund- schaften, die daraus entstanden sind. Skan, das sind die Sommer in Aix, das ist die Ranch in New Mexico… all das zusammen und noch viel mehr ist für mich Skan. Es ist ein Gefühl, ein starkes, besonderes Gefühl, eine emotionale Heimat für mich.


Michael Smith 1987 in Aix-en-Provence

Aber es muss doch irgendetwas Objektivierbares über Skan zu sagen sein. Wer, wann, wie, wo?

Ja, es fing an vor zehn, zwölf Jahren. Da saßen Michael Smith und Jürgen Christian zusammen und waren der Meinung, es müßte mal ein Name her für die Arbeit, die sie machten, für die Gruppen und Workshops, irgendein Label, unter dem alles stattfinden sollte… Jürgen griff hinter sich ins Bücherregal, schlug ein dickes Buch über Indianer auf und fand Skan: das, was sich bewegt. Das war’s. Seitdem sind wir Skan. Jürgen ging damit zu einer Freundin und die entwarf dies schöne Logo mit dem heulenden Wolf, das wir heute noch auf unsere Broschüren drucken. Diese beiden Sachen, Skan und der heulende Wolf, damit fing es an.

Und wer ist denn Skan? Wer war Skan und wer ist es nicht mehr? Darüber herrscht von außen betrachtet ja auch Unklarheit. Es gibt Gerüchte über Abspaltungen, Reibereien, Distanzierungen, Alleinvertretungsansprüche und so weiter…

Also gut, es gab die erste Generation, das waren Michael Smith, Al Bauman, Emily Derr, Linda Smith, die jetzt McNeal heißt und Jürgen Christian. Dann gab es eine zweite Generation, meine Ge- neration. Die bestand aus den Leuten, die von Michael ausgebildet worden waren und noch zu Michaels Lebzeiten soweit qualifiziert waren, dass sie anfingen, die Arbeit weiterzugeben, also mit Ausbildungsgruppen anfingen. Das waren ca. 20 Leute, die meisten davon in Hamburg, ein paar in Berlin und noch ein paar Versprengte anderswo. Wir waren von Michael Smith ausdrücklich als „co-founder Skan“, also als „Mitbegründer von Skan“ autorisiert worden. Das war 1987… Nach Michaels Tod zerfiel diese Gruppe in drei oder vier Abteilungen…

Wie kam das?

Durch Al Bauman hauptsächlich. Er ging dazwischen. Er hatte sehr früh gewittert, dass es angefangen hatte zu stinken bei  Skan. Ein paar nehmen ihm das heute noch übel.

Was hatte gestunken?

Na, es gab insgesamt wenig Bewegung und viel Selbstzufrieden- heit. Einige hielten sich für die strömende Avantgarde und wollten damit in Rente gehen. Es gab eine elitäre Sentimentalität, verdeckte Rivalitäten, Ressentiments und dergleichen – alles, was halt so in Gruppen passiert, egal, welcher Art. Aber kaum jemand wollte das so sehen. Diese ganze Gruppe war insgesamt verstopft, tot… Al also ging dazwischen. Er lud uns ein nach New Mexico, und dort saßen wir zehn Tage auf der alten vergammelten Ranch in der Wüste, nur mit uns selbst konfrontiert… Al hat das großartig gemacht. Er hat zum Beispiel nicht gesagt: so, jetzt sprechen wir uns alle mal richtig aus, oder so. Nein, er hat gesagt: wir spielen jeden Vormittag

„exaggerated theatre“, übertriebenes Theater. Alles, was jemand sagen wollte, mußte total übertrieben präsentiert werden in Mimik, Gestik, Sprache. Damit sind wir zur Sache gekommen. Er hat erst gar keinen falschen pathetischen Ernst aufkommen lassen. Er hat ein Spiel daraus gemacht, damit es wirklich ernst werden konnte. Und das wurde es: mehr Authentizität war plötzlich da, mehr „straight talk“ – und schon ging einigen der Arsch auf Grundeis. Die schimpfen heute noch wie die Rohrspatzen über Al: er hätte Skan zerstört und verraten und so weiter… Tatsächlich aber hat er dafür gesorgt, dass Skan wieder lebendig wurde. Zerstört hat er nur einen großen Teil der miefigen, unausgesprochenen Verträge und Tabus und Sentimentalitäten. Danach zerfiel diese Gruppe, die ohnehin nur noch ein Mythos war. Und neue, kleinere Gruppierungen bildeten sich. Und einige verschwanden aus dem Skan-Feld oder wollten nichts mehr damit zu tun haben… Es war also jetzt eine realistischere Grundlage da. Vorher gab es nur den Mythos: wir sind alle Brüder und Schwestern, vereint in Skan, oder so. Das war eine fromme Lüge. Nach diesem Treffen bei Al im März 1990 war der Weg frei, neu zu sehen und zu fühlen: zu wem fühle ich mich hingezogen, mit wem will ich zusammenarbeiten und mit wem nicht.

Welche Gruppierungen gibt es denn konkret? Kannst du nicht mal ein paar Namen nennen?

Dazu fehlt mir der Überblick. Ich habe nur noch zu sehr wenigen aus der alten Skan-Mannschaft Kontakt. Ich weiß nicht so genau

– oder überhaupt nicht – was die andern inzwischen machen: die Eppendorfer, die Altonaer, die Berliner und wer noch alles…

Ihr habt euch zerstritten?

Noch nicht mal das. Wir sind als Gesamtgruppe auseinanderge- fallen, so wie ich das eben beschrieben habe. Michael Smith war eine starke charismatische Integrationsfigur. Nach seinem Tod war plötzlich ein Vakuum da, die Differenzen wurden deutlicher. Und man stellte fest, daß man mit dem einen oder der anderen nur über Michael verbunden gewesen war und eigentlich kein besonderes Interesse hatte. Ein Klärungsprozeß setzte ein, der dauert heute noch an, und das ist nur gut so.

Man kann also gar nicht so genau sagen, wer Skan ist?

Nein, das ist müßig, diese Frage zu stellen: Wer ist Skan? Das war früher übersichtlicher: Skan waren alle, die bei Michael Smith in der Ausbildung waren, plus Al, Emily, Linda und Jürgen. Die erste und die zweite Generation. Heute gibt es eine dritte Generation, zum Glück… ihr zum Beispiel (Lachen)… und bald gibt es eine vierte und fünfte Generation. Der Stammbaum verästelt sich in alle Richtungen. Skan ist groß geworden. Wir haben mittlerweile ein richtiges internationales Netzwerk. Das kann man ohne Übertreibung feststellen… Netzwerk nicht in irgendeinem technischen Sinne, sondern ganz konkret menschlich: Leute lernen sich kennen und schätzen, zum Beispiel auf unseren großen Workshops, und bleiben in Verbindung. Deutsche und Brasilianer, Österreicher, Schweizer, Amerikaner, Finnen. Ein paar Franzosen haben wir auch, Schweden, Argentinier… Es wächst und macht Spaß.

Aber der Überblick geht verloren…

Ja, und das ist auch gut so. Denn Skan ist nicht, wer zu Hause ein Zertifikat in der Schublade hat, sondern wer sich mit und als Skan, mit dieser Haltung, in der Welt bewegt und in Beziehung tritt.

Also, ich fasse zusammen: man kann nicht genau sagen, wer Skan ist, aber es gibt es doch.

Und es bewegt sich doch.

Es bewegt sich nicht nur, sondern expandiert offenbar auch kräftig. Es gibt jetzt Skan-Gruppen nicht nur in Nord- und Süddeutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz und sogar in Brasilien. Es gibt große Sommer-Workshops in Frankreich und New Mexico: wächst euch das nicht alles über den Kopf? Das ist doch inzwischen eine andere Arbeit geworden, die du machst, denn du machst ja auch keine Einzelsitzungen mehr. Macht das überhaupt noch Spaß oder frißt dich der Job langsam auf?

Also, das gibt jetzt ein schiefes Bild, so wie du das sagst. Wir sind kein Institut, keine Organisation, die scharf darauf ist, überall neue Dependancen zu gründen. Wir haben kein Sekretariat, keine Satzung, keinen Vorstand, und stehen nicht im Telefonbuch. Es gibt kein organisatorisches Zentrum. Jeder macht sein Ding.

Wie sieht denn dabei die Zusammenarbeit innerhalb von Skan aus?

Ich arbeite eng mit Petra zusammen, und wir sehen zu, dass unsere Gruppen im Laufe der Zeit auch Al und Emily zu sehen bekommen, dass sie Jürgen oder Angela kennenlernen oder mit Miriam Theaterarbeit machen. Wir laden  uns  also  gegenseitig in unsere Gruppen ein, das ist die ganze Zusammenarbeit. Zum Glück sind wir sehr verschiedene Charaktere, sodass unsere Trainees verschiedene Möglichkeiten sehen, verschiedene Modelle, wie man die Arbeit machen kann.

Nochmal zurück zu unserer Frage:  Ist  das  nicht  Stress,  so  wie ihr arbeitet, jede Woche woanders? Kannst du dich noch an jeden mit Namen und Gesicht erinnern?

Wir sind  zwar  viel  unterwegs,  aber  wir  arbeiten überwiegend nur  mit  ein  paar  festen  Ausbildungsgruppen, die auf Jahre angelegt sind. Es wäre anstrengend, jedesmal neue, fremde Leute zu sehen, die man dann nie wieder trifft.

Aber wir sehen unsere Leute über Jahre hinweg immer wieder, Monat für Monat. Wir machen zusammen einen Prozeß, wir teilen  unser Leben. Beziehungen entstehen, Freundschaften. Das ist ganz was anderes, das hat nichts  mit dem Psycho-Jet-Klischee zu tun, auf das du anspielst…  Ich  freue mich   jedesmal,   wenn ich am Wochenende losfahre: Wie ist  es weitergegangen seit dem letzten  Mal? Was macht der und die, und so  weiter…  Tatsächlich arbeite viel weniger als noch vor ein paar Jahren. Ich habe 15 Jahre lang Einzeltherapien gemacht, jeden Tag in der Woche, von morgens bis abends. Irgendwann kamen dann die Ausbildungsgruppen hinzu – das ging oft über die Schmerzgrenze. Heute arbeite ich fast nur noch an Wochenenden und habe viel Zeit zwischendurch…

* * *

Was unterscheidet Skan eigentlich von anderen Reichianischen Richtungen?

Schwer zu sagen, das kann ich so kaum beantworten…  Der Kern der Reichschen Arbeit ist die Reduzierung der Panzerung in Verbindung mit dem vollständigen emotionalen Ausdruck, und zwar vom Kopf bis zum Becken. Man kann vieles hinzunehmen, aber das ist der Kern der Arbeit. Und ich muß sagen, ich sehe keine körpertherapeutische  Richtung, die das so konsequent betreibt wie wir. Das hat mich schon in meiner eigenen Therapie- und Lehrzeit beeindruckt, dass es bei Skan ums Ganze ging – und das ist so geblieben.

Also, bei Skan geht’s ums Ganze – und die andern machen nur halbe Sachen?

Ich habe gesagt, daß ich keine Richtung kennengelernt habe, die die segmentäre Entpanzerung so konsequent betreibt wie wir.  Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren.

Mit  solchen und  ähnlichen Behauptungen  hast du dich  ja schon  oft   unbeliebt   gemacht.  Man wirft  dir  ja  immer wieder mal vor,  dass du andere Richtungen abwertest und deine eigene arrogant aufpolierst.

Ich stelle lieber mal was auf den Tisch, was eckig und provozierend ist. Das ist einfach meine Art, ein Stück Charakter, das offenbar therapieresistent ist. Immerhin habe ich damit schon einige Scheintote wiederbelebt… In der Literatur der Körpertherapie nach Reich gibt es eine starke Tendenz, alles wasserdicht und ausgewogen darzustellen. Das ist unglaublich langweilig. Am schlimmsten sind die Kurz-Falldarstellungen, die Lowen eingeführt hat und die immer so anfangen: „Klothilde, eine 49jährige alleinstehende Oberstudienrätin, kam zu mir in die Sprechstunde, nachdem ihr Kurzhaardackel verstorben war…“ Oder so ähnlich. Ausgewogen, wasserdicht,  leidenschaftslos  und asexuell – das ist der Tenor in der offiziösen Körpertherapie-Literatur seit Reich. Wenn man Reich dagegen liest: was er schreibt, ist immer wieder neu, erregend, interessant. Ich weiß nicht, wie oft ich schon die »Charakteranalyse« gelesen habe – ein paar dutzendmal vielleicht. Es ist immer wieder anders. Und seine Falldarstellungen sind lebendig, engagiert – und nicht so distanziert, „objektiv“ und langatmig wie heute.

Wie wer?

Wie wer? Die Branchenführer zum Beispiel, Alexander Lowen auf jeden Fall und alle, die es ihm gleich tun. Ich will jetzt keine Namen nennen, das gibt nur wieder Ärger. Es sind ein paar ehrenwerte Herren dabei. Aber Gott, was schreiben die langweilig! Einerseits, andererseits, sowohl als auch, erstens, zweitens, drittens. Da ist kein Saft drin, alles mit der Stirn geschrieben.

Und Reich? Womit hat der denn geschrieben? Viele halten ihm ja vor, er würde die  Sexualität  überbetonen,  ja, er würde alles sexualisieren. Charles Kelly, Reich-Schüler und Radix-Begründer, behauptet sogar, Genitalität sei ein Mythos.

Das ist ein Kommentar über Kelly… Reich hat die Sexualität nicht überbewertet, das haben immer andere getan. Vielmehr hat Reich die sexuelle Not erkannt, die erst zur Überbewertung der Sexualität oder auch zu ihrer Unterbewertung führt. Und er hat auch die sexuelle Not vieler seiner damaligen Psychoanalytiker-Kollegen erkannt. Ja, er hat sogar Freuds persönliche sexuelle  Resignation gesehen. Er ist damit nicht hausieregegangenabeer war jemand, der den Körperausdruck lesen und verstehen konnte, dem so leicht nichts verborgen blieb. Dafür haben sie ihn gehasst.

Und in den 68ern und später hat man dann seine Arbeiten zur „Funktion des Orgasmus“ dazu benutzt, eine Ideologie der „befreiten Sexualität“ zu schaffen, durch die viele mit ihrer Sexualität unter Leistungsstress kamen…

Die Sexualität, die Reich meint, ist so normal und sättigend wie ein gutes Frühstück und hat überhaupt nichts mit Leistung und Stress zu tun. Die Sexualität, die Reich meint, hat ihren Platz im Leben wie Essen, Trinken, Atmen, Schlafen. Und ist kein kompliziertes, angstbesetztes, schuldbeladenes oder sonstwie neurotisches Manöver. Reichs Sexualität hat nicht nur mit körperlicher Durchlässigkeit zu tun, sondern mit Intimität, Geschehen-Lassen und Hingabe – Hingabe auch an die eigene Leidenschaft – und absolut nichts mit Normerfüllung, Bewertung und dergleichen.

Aber gerade das kann doch zur Norm gemacht werden: Sex soll so normal sein, wie ein Abendessen.

Ja, sicher. Aber dafür kann doch Reich nichts.

Andere Körpertherapeuten in der Nachfolge Reichs haben die Bedeutung der Sexualität ja relativiert…

Wer denn?

Alexander Lowen zum Beispiel…

Ach, Lowen…

Lowen sagt, die Herausbildung des Orgasmus-Reflexes in der Therapie bewirke keine Veränderungen im Leben der Klienten. Statt dessen müsse man zuerst lernen, mit beiden Beinen auf dem Boden zu stehen, man müsse „geerdet“ sein, damit man seiner Lebensproblematik besser entgegentreten könne…

Ich glaube, es wäre furchtbar für Reich, wenn er hören könnte, daß man Lowen für seinen Nachfolger hält. Lowen verhält sich zu Reich in meiner Sicht wie der Konterrevolutionär zum Revolutionär. Es gehört zu den tragischen oder auch tragik-komischen Dingen um Reich herum, daß in der Öffentlichkeit die Bioenergetische Analyse Alexander Lowens die Therapieform ist, die heutzutage am meisten mit Wilhelm Reich in Verbindung gebracht wird.

Wieso?

Lowen hat Reichs Arbeit vereinnahmt und korrumpiert. Lowen war mir, ehrlich gesagt, schon immer suspekt. Wenn man die autobiographischen Passagen von ihm liest, in denen er über sich und Reich spricht, dann wird deutlich, dass er ein gewaltiges Autoritätsproblem mit Reich hat. Zu deutlich ist sein bemühter Ehrgeiz, etwas ganz anders, etwas Besseres zu machen als Reich, obwohl er nicht von Reich loskommt;  eine Lücke zu finden, etwas, was Reich übersehen hat: also fängt er bei den Füßen an, statt wie Reich am Kopf und entwickelt sein Grounding-Konzept. Seine Haltung ist: „So weit, so gut, Wilhelm. Aber jetzt zeige ich aller Welt: Hier irrte Reich.“

Hat Reich das nicht genauso mit Freud gemacht?

Es gibt da einen Unterschied. Reich hat Freud bis zuletzt geliebt und geachtet und hat nie Abstriche an Freuds Größe gemacht – bei allen Meinungsverschiedenheiten. Und noch etwas: Reich hat die Essenz des Freudschen Werkes – die Libidotheorie – aufgegriffen und weiterentwickelt und bioenergetisch verifiziert. Es gibt also eine organische Verbindung von Freud zu Reich. Zwischen Reich und Lowen gibt es das nicht – es gibt im wesentlichen einen Bruch, der mit Lowens Reaktivität zu tun hat.

Was hast du denn an Lowens Bioenergetik zu kritisieren?

Sie ist zu mechanisch. Übungen, Übungen, Übungen. Und dazwischen charakteranalytische Betrachtungen… Zum Beispiel das Erdungs-Konzept, das du eben angesprochen hast. Lowen fängt die Therapie mit Erdungs-Übungen an. Das ist völlig aufgesetzt. In der Reichschen Arbeit geschieht Erdung ganz natürlich dann, wenn die Energieströme wieder ins Becken und in die Beine fließen. Und das ist meistens relativ spät in der Therapie. Leute stehen dann von selbst auf, finden ihren Stand in der Welt und fühlen sich geerdeter. Das ist keine Frage von Übungen… Lowen ist völlig vernarrt in sein „Grounding“ und stellt es als große Errungenschaft der Bioenergetik Reichs Arbeit gegenüber, dabei ist es nichts Neues… Gerade diese Erdungs-Debatte wirft ein vielsagendes Licht auf Lowen und seine letzten Endes doch sehr mechanistische Vorstellung von der ganzen Sache.

Jetzt muß ich mal was sagen: Freud, Reich, Lowen und jetzt auch noch du hier: lauter Männer, die alles besser wissen. Ich erwarte ja nicht, daß diese Besserwisserei aufhört, die ist wahrscheinlich unheilbar männlich. Aber könntest du nicht ein kleines Experiment machen? Könntest du nicht zur Abwechslung – sagen wir mal – Lowen recht geben und Reich kritisieren? Einfach so?

Ja, mit ein bißchen Bedenkzeit…

Du läßt nichts, aber auch gar nichts auf Reich kommen, und an den anderen lässt du kein gutes Haar. Das scheint mir ein besonders schwerer Fall von Autoritäts-Problem zu sein: die Verbrüderung des Enkels mit dem Opa gegen den Papa…

Lowen mein Papa? Niemals. Mein Stiefvater vielleicht.

Fällt dir das nicht selbst auf? Diese absolute Parteinahme für Reich?

Ja, mein Herz hängt an Reich. Er hat ein paar Sachen herausgefunden, die kostbar sind, die wahr sind, die uns allen weiterhelfen könnten.  Aber kein Schwein will was davon wissen. Das ist schrecklich… Und das steht für mich im Vordergrund, wenn ich mich öffentlich zu Reich äußere. Und dies hier ist öffentlich, weil ein Interview daraus werden soll, das ein paar Leute irgendwann lesen werden.

Aber Reich ist doch schon lange tot und die Welt und die Körpertherapie hat sich weiterbewegt…

Ja, mein Gott, ich will hier ja auch nicht einer verbiesterten Reich-Orthodoxie das Wort reden! Reich war der einzige Reichianer, und wir machen alle unser Ding. Wir arbeiten ja auch inzwischen ganz anders als früher. Wir haben ein viel größeres Interventions-Instrumentarium und nehmen alles hinzu, was bei der Reduzierung der Panzerung weiterhilft… Ich habe vor einiger Zeit mit einer Frau gesprochen, die noch bei Walter Hoppe in Therapie war. Der hat jede Sitzung mit dem jelly-fish angefangen. Jede Sitzung, egal, was war. Das ist natürlich schon museumsreif, obwohl er damit offenbar auch erfolgreich war… Es geht um die paar Essentials von Reich, die für die Körpertherapie noch sehr, sehr lange wertvoll sein werden: Strömen, Panzerung, Genitalität, die Entdeckungen über die Struktur der Panzerung, vegetative Identifikation, Selbstregulation… Versteht ihr das? Es geht mir um diese paar wichtigen Dinge, die vermutlich in Vergessenheit geraten, bevor sie für die Welt wirklich nützlich werden können. Das ist bitter. Und bitter ist auch, daß viele, die weithin als kompetent angesehen werden, über Reich zu sprechen – unter der Hand, bewusst oder unbewusst – dazu beitragen, Reichs Werk für die Nachwelt zu entschärfen, zu verwässern, zu trivialisieren und es auf Positionen festzulegen, über die sich Reich selbst noch zu Lebzeiten hinausentwickelt hat. Siehe Charakteranalyse… Oder es in mundgerechte, für den common sense leicht verdauliche Häppchen zu zerlegen – siehe Lowens Übungen. Die Gefahr droht Reichs Werk nicht mehr so sehr von den offen feindseligen Spießern und Pestbeulen, sondern von den vielen freundlichen und gebildeten Leuten, die ihr eigenes Reich-Verständnis so gerne gesellschaftsfähig machen würden, dabei große Konzessionen an den Mainstream machen und Reichs Werk damit im Kern und Stück für Stück verballhornen.

Uff… Gut… Wir nehmen das erstmal so zu Protokoll (Lachen)… Eine Frage ist noch offen geblieben: wir waren eben bei Lowen und seiner Auffassung, dass der Orgasmus-Reflex allein  im Gegensatz zu Reich – nicht das übergeordnete Therapie-Ziel sein kann, dass noch mehr zu tun ist…

Es ist mit Sicherheit nicht so, daß nach der Herausarbeitung des Reflexes in der Therapie sich das Leben der Klienten wie auf Knopfdruck schlagartig zum Besseren wendet. Ich glaube auch nicht, daß Lowen das so eng sieht, das kann ich mir nicht vorstel- len… Es ist aber meistens so, daß mit dem Auftreten des Reflexes in der Therapie eine kritische Phase anfängt, eine kritische Wende im Leben der Klienten. Viele, die so weit gekommen sind, merken dann, dass eine irreversible Bahnung und Vertiefung des Energie- stromes in ihnen stattgefunden hat, dass sie entscheidend durchlässiger geworden sind, dass sie an vegetativer Beweglichkeit soviel hinzugewonnen haben, dass ein qualitativer Sprung stattgefunden hat. Das ist oft eine dramatische,  chaotische, verrückte Zeit.  Das alte Leben, die alten Gewohnheiten funktionieren nicht mehr, und das neue Körper- und Lebensgefühl ist noch zu ungewiss. Sie können nicht mehr zurück in ihr altes Leben, viele sind angeödet davon, aber sie haben noch nichts Neues. Das ist die Zeit, in der manche Beziehungen auseinanderbrechen, vor allem, wenn der Partner oder die Partnerin sich nicht mitbewegt. Das ist die Zeit, wo manche ihren Beruf infrage stellen, sich umorientieren und so weiter.

Deshalb fordert Lowen, dass an dieser Stelle verstärkt analytisch gearbeitet werden muss, um diese Lebensproblematiken aufzuarbeiten.

Ja, das ist der klassische Holzweg. Darin sieht man, dass es ihm unterm Strich um soziale Anpassung geht. Wenn es ernst wird im Körper, dann soll mittels Psychotherapie lieber alles in geordneten und vernünftigen Bahnen gehalten werden. Das zeigt nur, wie groß hier das Kontrollbedürfnis und die Angst vor den selbstregulatorischen Kräften ist. Michael Smith hat an solchen Stellen immer nur eins gesagt: „Don’t believe them. They are only afraid.“

Ist es denn nicht so, daß viele Klienten der Kraft ihrer entfesselten Lebensenergie oft hilflos gegenüberstehen und sie daher auf jeden Fall psychotherapeutische Orientierung und Unterstützung brauchen?

Sie brauchen auf jeden Fall menschliche Unterstützung. Psychotherapie ist heute de facto in den allermeisten Fällen ja immer noch ein Instrument der sozialen Kontrolle. Das fällt oft nicht weiter auf. Aber sobald Leute in der Therapie wirklich mit ihrem Kern, ihrer Natur in Berührung kommen, ist Psychotherapie keine Unterstützung mehr sondern kontraproduktiv. Das Problem ist, dass die meisten Leute in dieser Phase – wir reden immer noch über die Herausbildung des Reflexes – in ihrem Leben allein damit sind. Sie haben eine tolle Sitzung, gehen mit dieser Riesenöffnung aus dem Therapieraum raus und rennen draussen nur gegen Beton und tun gut daran, sich wieder dicht zu machen… Es fehlt also meistens die Unterstützung, die Korrespondenz, das Mitschwingen anderer im konkreten Leben der Betreffenden. Das ist oft die ganze Tragik. Das hat auch Reich immer wieder – fast schon resigniert – feststellen müssen.

Zu Reichs Zeiten gab es noch keine Gruppentherapie.

Ja, die Leute kamen für eine Sitzung, manchmal sogar incognito und verschwanden dann wieder in ihren Nahkampfdschungel. Aber auch Gruppentherapie hilft nicht entscheidend weiter. Man hat, wenn es gut geht, einen intensiven Abend oder ein Wochenende miteinander,  macht zusammen einen Prozeß, bei dem vielleicht sehr tiefe Begegnungen möglich sind – und sitzt dann am Montagmorgen wieder in seiner Dienststelle, in seinem Einfamilienhaus, in seinem Appartement. Das ist für viele jedesmal wie ein Kulturschock. Jeder Anflug von Ekstase wird gleich wieder einkassiert…

Das führt uns zu viel weitergehenden Überlegungen: die Resultate einer wirklich effektiven Körperarbeit, d.h. weitgehende Entpanzerung, können auf Dauer nur erhalten und fortentwickelt werden, wenn die Betreffenden die Möglichkeit haben, dies auch tagtäglich zu leben… Es läuft also darauf hinaus, daß Leute, die solche Entpanzerungsprozesse durchmachen, sich zusammentun und wirklich zusammenleben, ihr Leben teilen, ihre Liebe, ihre Sexualität, ihr Geld, ihre Arbeit…

Kommt jetzt der große sozial-utopische Entwurf?

Nein, bestimmt nicht. Davon haben wir wahrscheinlich alle die Nase voll. Gefragt sind praktische, kleine Schritte…

…und die Bereitschaft, sich auf eine solche Community einzulassen.

Die Bereitschaft kommt wohl nur mit dem wachsenden Frust und der Einsicht, daß es absolut nicht wünschenswert ist oder nicht länger attraktiv, sinnvoll und praktisch ist, alleine oder in Paaren oder als Kleinfamilie zu leben. Die soziale Herausforderung unserer Zeit ist es, in Community zu leben. Und da sind wir noch nicht mal am Anfang.

Mir erscheint es oft richtig absurd, in diesen Zeiten unsere Arbeit zu machen. Horror, Gewalt, Elend an jeder Ecke… Ist es nicht absurd, sich in unserer Zeit mit Dingen wie Strömen, Entpanzerung und dem Orgasmus-Reflex zu beschäftigen?

Ja, vielleicht sollte man sich lieber eine Knarre kaufen… Nein, ich denke nicht, daß es absurd ist, was wir tun. Wohl aber paradox… Michael Smith hat oft lakonisch festgestellt: „This is not paradise.“ …Körperarbeit ist eine subtile Kunst. Wir machen diese großartige, schöne und subtile Arbeit mitten in unserer eigenen Kloake.